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RÜCKBLICK

1922 erklärte Thomas Edison, dass der Kinofilm das Bildungswesen revolutionieren würde. Er glaubte, dass er irgendwann alle Lehrbücher ersetzen würde¹.

Dennoch setzten die Lehrkräfte den Film nur begrenzt ein, den fotografischen Diaprojektor dagegen in beträchtlichem Ausmaß – und das ab den 1950er Jahren bis in die späten 1990er Jahre. Anders als bei Filmen konnten die Lehrkräfte

•  ihre eigenen Dias zu einem erschwinglichen Preis vorbereiten.
•  die Dias wie eine Tafel verwenden, wie ein Werkzeug also, das ihre Art zu unterrichten nicht veränderte.
•  die Dias wiederverwenden, neu anordnen und verfeinern².

Wenn es eine neue Technologie gäbe, die Ihnen helfen könnte:

1.  Auf welche Funktionen würden Sie achten?
2.  Würden Sie Ihre Unterrichtspraxis ändern, um sie zu nutzen?
3.  Hätten Sie Angst davor, zu Veränderungen gezwungen zu werden?

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ UND SIE

Als Lehrkraft haben Sie täglich mit Veränderungen zu tun. Technologie, ob klein oder groß, bringt Veränderungen mit sich: Ihre Anwendungen verändern die Welt, in der Sie unterrichten. Sie verändern die Schülerinnen und Schüler, die Sie unterrichten. Und schließlich verändern sie auch das, worüber Sie unterrichten — den Inhalt, die Fähigkeiten und den Kontext. Sie können auch die Art und Weise verändern, wie Sie unterrichten.

In diesem Lehrbuch geht es darum, wie ein bestimmter Technologiezweig, die künstliche Intelligenz (KI), die Art und Weise, wie Sie unterrichten, verändern kann.

Warum KI?:  Die Geschwindigkeit und das Ausmaß der Veränderungen, die KI mit sich bringt, können destabilisierend wirken. Schlimmer noch: Was kann eine Maschine, die behauptet, intelligent zu sein, eigentlich nicht tun? Könnte sie vielleicht sogar besser unterrichten als Sie? Könnte sie Sie im Klassenzimmer ersetzen? Es gibt mehrere wichtige Fragen, die hier beantwortet werden müssen.

Die heutigen Anwendungen der künstlichen Intelligenz sind für eine bestimmte Aufgabe und einen bestimmten Nutzertyp konzipiert: Software, die übersetzen kann, was Sie schreiben, kann keine Aktienkurse vorhersagen.

Was die Aufgabe selbst angeht, so kann die KI einige Aufgaben besser erledigen als der Mensch. Aber selbst ein Kind kann die beste KI in den meisten anderen Aufgaben schlagen. Die KI muss noch einen weiten Weg zurücklegen, bevor sie den Menschen bei einer so umfangreichen kognitiven, sozialen und kulturellen Tätigkeit wie dem Unterrichten verdrängen kann. Aber sie kann helfen, indem sie die Fähigkeiten einer Lehrkraft ergänzt. Fachleute sprechen vom „erweiterten Menschen“,³ was in unserem Fall eine „erweiterte Lehrkraft” wäre.

Pädagoginnen und Pädagogen betonen, dass KI in der Bildung nur dann sinnvoll eingesetzt werden kann, wenn die Lehrkraft stets die Kontrolle darüber hat. KI-Lösungen, die sich im Klassenzimmer als wirklich effektiv erwiesen haben, sind diejenigen, die die Lehrkraft in die Pflicht nehmen. Wenn die Lehrkraft weiß, was die Schülerin oder der Schüler lernt, sind die Lernfortschritte erheblich⁴.

Das Ziel dieses Lehrbuchs ist es, Ihnen das nötige Wissen zu vermitteln, um zu entscheiden, ob, wo und wie KI Ihnen helfen kann. Wir hoffen, dass wir Ihnen dabei helfen können, sich auf die Zukunft vorzubereiten und die Veränderungen, die die KI mit sich bringt, zu bewältigen.

¹ Cuban, L., Teachers and machines: The classroom use of technology since 1920, Teacher College Press, 1986.

² Lee, M., Winzenried, A., The use of Instructional Technology in Schools, Lessons to be learned, Acer Press, 2009.

³ Holmes, W., Bialik, M., Fadel, C.,  Artificial Intelligence In Education: Promises and Implications for Teaching and Learning, 2019.

⁴ Groff, J., Personalized Learning: The state of the field and future directions, Center for curriculum redesign, 2017.